Dolmetschen: Wenn Mensch und KI aufeinandertreffen
Auch beim Dolmetschen macht die Technologie schnellere Fortschritte als jemals zuvor. Unsere Leiterin für Dolmetschlösungen Giulia Silvestrini wirft einen Blick auf die Veränderungen, die dies mit sich bringt, und wie KI und Mensch zusammenfinden können.
3. Juni 2024 Dolmetschen
Kaum ein Bereich wächst in der Sprachdienstleistungsbranche derzeit so schnell wie das Dolmetschen. Menschliche Expertise und neue Technologien gehen dabei eine immer engere Bindung ein – zum großen Vorteil für Unternehmen und Organisationen.
Seit der Coronapandemie und der damit einhergehenden rasanten technologischen Entwicklung gehören Telefondolmetschen (Over-the-Phone-Interpreting, OPI), Video-Ferndolmetschen (Video Remote Interpreting, VRI) und Fernsimultandolmetschen (Remote Simultaneous Interpreting, RSI) zur Dolmetschlandschaft. Auch Kombinationen aus Remote-Zugang zu Meetings mit optionaler Teilnahme in Präsenz, sogenannte Hybridlösungen, sind seither auf dem Vormarsch.
Experten gehen davon aus, dass der Dolmetschbereich in nächster Zukunft jährlich zwischen 7 und 12 % wachsen wird. Grund dafür ist das starke Wachstum im Gesundheitsbereich und im öffentlichen Sektor, darunter Justiz und Bildung.
Ob Behörden oder Unternehmen: In beiden Bereichen nimmt die Nachfrage nach der klassischen Präsenz-Dolmetschleistung ab. Gefragt sind technologische Lösungen für Konferenzen, Gerichtsverhandlungen, Sitzungen und Beratungen, denn sie sind oft wesentlich effizienter und leichter einzusetzen.
Um zu verstehen, was dieses Wachstum in der Dolmetschbranche befeuert, haben wir unsere Leiterin des Bereichs Dolmetschlösungen, Giulia Sivestrini gebeten, uns einen Überblick über Zukunftstrends beim Dolmetschen zu geben.
1. Technologiesprünge
Die technologische Entwicklung eröffnet völlig neue Wege, Dolmetschdienstleistungen bereitzustellen und abzurufen. Ob klassisches Dolmetschen in Präsenz, Ferndolmetschen oder Hybridlösung: Mehrsprachige Kommunikation lässt sich immer reibungsloser gestalten. So gibt es heute softwarebasierte Lösungen, über die sich Dolmetsch-Services, KI-generierte Untertitel oder KI-Dolmetschleistungen direkt auf dem eigenen Gerät nutzen lassen.
2. Dolmetschen als Wachstumsbranche
Trotz schwieriger weltwirtschaftlicher Bedingungen gehen die meisten Experten davon aus, dass der Bereich des Dolmetschens weiter wachsen wird. Dabei spielen technologiegestützte Lösungen weiter eine große Rolle. Sie werden in Zukunft immer bekannter und von immer mehr Menschen akzeptiert werden. Weiter unten erfahren Sie mehr über Technologien, die die Akzeptanz fördern.
3. Mehr Anwendungsbereiche
Klassisches Dolmetschen ist heute nur noch eine Option unter vielen. Live-Untertitelung und KI-basiertes Dolmetschen rücken immer mehr in den Vordergrund.
Einer der großen Vorteile der neuen Technologien: Dolmetschen gewinnt in immer mehr Bereichen und für immer mehr Anwendungsfälle an Bedeutung. Und dank der immer einfacheren Verfügbarkeit sinken die Kosten. Dolmetschen ist nicht länger eine Dienstleistung, die nur in ganz besonderen Fällen zum Einsatz kommt. Vielmehr wächst das Anwendungsgebiet stetig. Ausschlaggebend dafür sind technologische Entwicklungen, mit denen sich die Leistung an alle möglichen Szenarien und Budgets anpassen lässt.
4. Leichterer Zugang durch Innovation
Angesichts wachsender Anforderungen im Sprachdienstleistungssektor kommen immer mehr Tools auf den Markt. Sie vergrößern nicht nur die Reichweite, sondern machen Dolmetsch-Services auch für mehr Kunden erschwinglich und zugänglich. Und das ist gut für die mehrsprachige Kommunikation!
Die Coronapandemie brachte das Ferndolmetschen förmlich zum Explodieren, und auch Live-Untertitelung und KI-Dolmetschen erleben einen rasanten Aufstieg. Dabei ist die Richtung klar: leichterer Zugang und geringere Kosten.
5. Die richtige Lösung für jedes Szenario
Die Auswahl an Dolmetschlösungen wächst. Daher ist es wichtig, für jedes Szenario die richtige Strategie zu wählen. Es gibt kein Patentrezept, das immer und überall passt. Vielmehr müssen alle Stakeholder mit ihren verschiedenen Anforderungen und Erwartungen mit an Bord genommen werden.
6. Menschliche Expertise als unverzichtbares Element
Allen technologischen Fortschritten zum Trotz: Menschliche Expertise ist beim Dolmetschen nicht zu ersetzen. Professionelle Dolmetscher bringen Urteils- und Einfühlungsvermögen sowie kulturelles Verständnis mit, ohne die sich die tatsächliche Bedeutung von gesprochenen Inhalten nicht wirklich in andere Sprachen und Kulturen übertragen lässt.
Beim Dolmetschen geht es nicht einfach nur um Worte. Es geht darum, die tieferliegende Bedeutung zu verstehen, menschliche Interaktion in all ihrer Komplexität zu erfassen und kulturelle Unterschiede zu überbrücken. Bedeutungsvolle Pausen bei einer Gerichtsverhandlung oder einer Anhörung im Asylverfahren können genauso wichtig sein, wie das gesprochene Wort.
Nonverbale Kommunikation hat oft dieselbe Bedeutung wie gesprochene Inhalte. Trotz aller neuen Technologien sind nur Menschen in der Lage, nuanciert und mit Empathie zu kommunizieren. Wir erleben das immer wieder bei unseren Dolmetschleistungen für Notfälle, bei denen Menschen in schwierigen Situationen anrufen und dabei darauf angewiesen sind, dass hochqualifizierte Experten wichtige Informationen schnell und präzise in die andere Sprache übertragen.
7. KI beim Dolmetschen
Wie in anderen Branchen stellen sich auch beim Dolmetschen durch die Integration von KI ethische Fragen zu Zuverlässigkeit und Verantwortung. KI-Dolmetschen mag für bestimmte Szenarien sinnvoll sein, in anderen hingegen birgt diese Technologie durchaus viele Risiken.
Humor, subtile Nuancen oder Gefühle: Sprache ist sehr vielseitig und die KI kann das nicht immer abbilden. Hinzu kommt: Live-Kommunikation hat oft überraschende Momente, was die KI ebenfalls vor Herausforderungen stellt. Risiken und Nutzen der neuen Technologie sollten stets sorgfältig abgewogen werden.
8. Dolmetschen: Mensch und KI
Technologie und KI sind ein wichtiger Innovationsmotor. Sie sollten jedoch in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Ihre Auswirkungen müssen erkannt und entsprechende Richtlinien und Sicherheitsvorschriften entwickelt werden. In vielen Situationen ist und bleibt das Human-Dolmetschen die einzig sinnvolle Option. Eins allerdings ist sicher: Menschliche Expertise und technologische Entwicklungen wachsen immer enger zusammen.
Noch nie war es so wichtig, die passende Dolmetschlösung für das jeweilige Szenario zu wählen. Dabei spielen Tests, Qualitätsanalysen und Sicherheitsstrategien eine herausragende Rolle. Erst durch die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Dolmetschern und Sprachberatern lässt sich das ultimative Ziel für mehrsprachige Kommunikation erreichen: gegenseitiges Verständnis und Interaktion auf Augenhöhe.
3. Juni 2024 Dolmetschen
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