Grafikdesign-Lokalisierung: Mehr als nur Worte
Die Grafikadaption ist eines unserer Spezialgebiete. Sie spielt vor allem bei Printmedien mit hohem ästhetischem Anspruch eine wichtige Rolle. Layout-Adaption in einer anderen Sprache? Wo ist das Problem? Es werden doch nur Wörter aus einer Sprache durch Wörter einer anderen Sprache ersetzt. Falsch gedacht: Die Sache ist wesentlich komplizierter!
Wir übernehmen nicht die Rolle von Creatives, die Layouts von Grund auf neu entwickeln und gestalten. Vielmehr nutzen wir ihre Arbeit als Grundlage, um die kreative Aussage so an den jeweiligen Zielmarkt anzupassen, dass sie auch dort ihre Wirkung entfaltet. Content ist in unseren Augen visuelles und grafisches Material, das eine dem Markenimage des Kunden entsprechende Botschaft übermittelt.
Visuelle Wirkung von Wörtern
Grafikadaption lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: Linguisten entwickeln Texte, die sich in der Zielsprache möglichst natürlich anhören. Grafikdesigner hingegen kümmern sich um das optische Erscheinungsbild, damit die Botschaft des Kunden bereits auf den ersten Blick auch ohne Worte deutlich wird.
„Wir konzentrieren uns auf die Story im Hintergrund, auf die grafisches Aussage des Materials, das wir anpassen sollen. Das Erscheinungsbild des Contents verfolgt immer eine bestimmte Absicht und erzielt seine Wirkung bereits mit dem ersten Blick auf die Seite, noch bevor der Leser auch nur ein Wort gelesen hat. Unsere Aufgabe ist es, diese Wirkung lebendig zu halten und nicht durch die Wahl einer falschen Schriftart oder durch andere Fehlentscheidungen abzuschwächen.“
DTP Co-Manager, Acolad
Das ist manchmal eine schwierige Aufgabe, vor allem bei asiatischen oder arabischen Sprachen. Es ist selten sinnvoll, das Ausgangs-Layout einfach zu übernehmen. Das kann zu bizarren Ergebnissen führen. Das Motto sollte vielmehr lauten: Weniger ist mehr. Für arabische und chinesische Leser im Luxussegment zum Beispiel sind „unübersetzte“ Elemente oft eine Art Qualitätssiegel, denn sie scheinen zu sagen: Dieses Produkt ist „Made in Germany“.
Bei europäischen Sprachen hingegen geht es um kleinste Details. Bei der Übersetzung ins Deutsche spielen zum Beispiel Bindestriche bei langen zusammengesetzten Wörtern eine wichtige Rolle, um diese leichter lesbar zu machen. Deutsche Leser sind an solche Bindestriche gewohnt und nehmen sie kaum noch wahr. Der Lesefluss wird selbst durch viele Bindestriche nicht beeinträchtigt. Bei der Grafikadaption arbeiten wir eng mit unseren Sprachexperten zusammen.
Ziel ist die Entwicklung einer Art typografischen Codes für die wichtigsten Sprachen, damit Sprache, Content und grafisches Layout eine Einheit bilden.
Leistung der Grafikdesigner
Der typografische Code soll die Schönheit des ausgangssprachlichen Printmaterials in der Zielsprache unter Berücksichtigung der kulturellen (Seh-)Gewohnheiten der jeweiligen Zielgruppe abbilden. Abweichungen vom Ausgangsdokument sind daher erlaubt. Die Arbeitsdokumente sind also keine Kopie, sondern eher eine Art „Abbildung“, die vom Kunden und seinen Niederlassungen noch freigegeben werden muss. Ziel ist es, in allen Sprachen die Idee hinter dem Content zu vermitteln.
Der typografische Code umfasst Regeln auf makrotypografischer Ebene (allgemeines Erscheinungsbild des übersetzten Dokuments) wie auch auf mikrotypografischer Ebene (die Lesbarkeit betreffend). Nehmen wir wieder das Beispiel der Bindestriche im Deutschen: Zusammen mit unseren Linguisten haben wir entschieden, die Bindestrichregel zu übernehmen, um größere Leerstellen zwischen Wörtern zu vermeiden. Ohne die Bindestriche wirkt der Text optisch unruhig, als sei er voller „weißer Flecken“. Schließlich soll der Leser auch nach dem optischen Eindruck auch noch jedes Wort genießen. Sie sehen: Grafikadaption ist keine leichte Aufgabe. Aber sie macht Spaß und ist eine Herausforderung, der wir uns immer wieder gerne stellen.
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